Wie entsorgt der Körper Nanopartikel?

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Übersicht Retikuloendotheliales System. © Frazier et al., 1996.

Im Körper vorhandene Nanopartikel (z. B. durch Injektion) werden in der Mehrzahl durch das sog. Retikulohistiozytäre System (RHS) aufgenommen und entsorgt. Dieses System stellt ein Netzwerk von Zellen dar. Die Zellen des RHS haben die Aufgabe, tote Zellen, Bakterien, Viren und eingedrungene Kleinpartikel zu inaktivieren und zu eliminieren. Zu diesen partikulären „Eindringlingen“ gehören auch Nanopartikel.

Das Retikulohistiozytäre System wird auch Retikuloendotheliales System (RES) oder Mononukleäres Phagozytensystem (MPS) genannt. Es ist ein Netzwerk aus Zellen und Geweben, die im ganzen Körper verteilt sind, vor allem im Blut, in Leber, Milz, Lunge, im Knochenmark, in den Lymphknoten wie auch im Bindegewebe und im Gehirn. Die Zellen des RHS können durch Phagozytose partikuläres Material im Blut oder in Geweben aufnehmen, um dieses danach mit Hilfe von Enzymen abzubauen und zu inaktivieren. Dieses Netzwerk von Zellen hat daher wichtige Aufgaben bei der Immunabwehr von Krankheiten.

Zu den durch dieses System aufgenommenen partikulären Materialien gehören abgestorbene Zellen, Bakterien, Viren, Fettpartikel und Feststoffpartikel wie Nanopartikel. Aus diagnostischen oder therapeutischen Gründen (zum Beispiel zur Krebsbehandlung) über die Venen ins Blut injizierte Nanopartikel werden zu 60 – 90 % von den sog. Kupffer-Zellen in der Leber und zu 2 – 20 % von der Milz aufgenommen. Der Rest verteilt sich auf die übrigen Zellen des Retikuloendothelialen Systems [1-4].

Die Körperverteilung richtet sich dabei nach den Oberflächeneigenschaften der Partikel. Daher kann man durch spezielle Überzüge die Partikel länger im Blut zirkulieren lassen, bzw. im Körper umverteilen und auf diese Weise zum Beispiel in erhöhten Konzentrationen in bestimmten Tumoren anreichern [5-7].

Nach Injektion in die Muskeln oder unter die Haut reichern sich die Partikel vor allem in den lokalen Lymphknoten an [8,9].

Fazit: Ohne eine entsprechende Oberflächenbehandlung werden auch Nanopartikel zu mehr als 90 % vom RES im Körper erkannt, von diesen Zellen aufgenommen und entsorgt bzw. aus dem Körper entfernt. Für therapeutische Zwecke müssen die Partikel daher ganz speziell ausgestattet werden, damit z.B. in einem Tumor eine größere Menge angereichert werden kann.

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  1. Scheffel, U et al. (1972), J Nucl Med 13: 498-503.
  2. Illum, L et al. (1986), Int J Pharm 29: 53-65.
  3. Illum, L et al. (1987), Life Sci 40: 367-374.
  4. Tröster, SD et al. (1990), Int J Pharm 61: 85-100.
  5. Beck, P et al. (1993), J Microencapsul 10: 101-114.
  6. Reszka, R et al. (1997), J Pharmacol Exp Ther 280: 232-237.
  7. Lode, J et al. (2001), Pharm Res 18: 1613-1619.
  8. Kreuter, J et al. (1983), J Pharm Sci 72: 1146-1149.
  9. Maincent, P et al. (1992), Pharm Res 9: 1534-1539.
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