Spotlight Februar 2021: Nanoobjekte im Corona-Impfstoff – wissenschaftlich korrekt?

Home > Spotlight Februar 2021: Nanoobjekte im Corona-Impfstoff – wissenschaftlich korrekt?

Die COVID-19 Pandemie ruft die unterschiedlichsten Reaktionen bei uns Menschen hervor, so auch im Internet (z.B. https://www.springermedizin.de/covid-19/allergien-und-intoleranzreaktionen/schwere-allergische-reaktionen-nach-covid-19-impfung-mit-dem-imp/18696458) und in den sozialen Netzwerken. Ohne uns Verschwörungstheorien wie „5G-NanoChip im Covid-Impfstoff“ zu eigen machen zu wollen, sind Meldungen über „Nanopartikel im Impfstoff lösen Allergien aus“ durchaus Nachrichten, die man wissenschaftlich betrachten sollte. Der 5G-Chip, dessen Plan im Internet kursiert, hat sich mittlerweile als Fake herausgestellt und wurde als Gitarren-Effektpedal entlarvt. Anders dagegen die Meldungen zu den allergischen Reaktionen auf den Impfstoff, die ernst zu nehmen sind [1-3].

Was ist dran, an diesen Publikationen und haben die Nanopartikel in den Impfstoffen damit etwas zu tun?

Zuerst einmal muss man wissen, dass der Wirkstoff der Impfung ein sehr empfindliches Molekül ist (die sogenannte mRNA), das nicht nur stark gekühlt werden muss, sondern auch nach der Injektion in den Patienten schnell abgebaut würde, wenn es nicht besonders „eingepackt“ wäre. Dazu wendet man die Grundsätze der Nanomedizin  an und schützt das RNA-Molekül mit einer Lipidschicht und einigen stabilisierenden Polymeren (Polyethylenglykol = PEG o.ä.) [4, 5]. Diese Polymere sind Teil des Transportsystems, das den Wirkstoff zu den Zellen bringt, die dann die Anti-Viren-Maschinerie in Gang setzen. Leider hat diese Form auch einen kleinen Haken, denn ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung kann gegen diese Polymere (hier das PEG) empfindlich reagieren, was bei 12 geimpften Menschen zu allergischen Reaktionen geführt hat [1, 3]. Der Anteil allergisch reagierender Personen ist zwar sehr klein, aber nicht vernachlässigbar (aktuell sind mehr als 32 Mio. Menschen weltweit geimpft, Stand Ende Januar 2021), daher ist es wichtig, die Inhaltsstoffe zu kennen [die genaue Liste findet sich in 3] und mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. Festzuhalten bleibt hier aber: die Grösse der Lipidvesikel (Nano) ist hier nicht von Bedeutung und hat keine Nachteile. Inhaltsstoffe jedoch wie in diesem Fall Bestandteile der „Verpackungshülle“ für den Wirkstoff könnten bei einigen wenigen Menschen zu Problemen führen. Der Vorteil einer Covid-Impfung ist allerdings unbestritten.

Wer mehr zu Nanopartikeln und Impfstoffen wissen möchte, kann sich auch auf der Webseite des Helmholzzentrums für Infektionsforschung weiter informieren:
https://www.helmholtz-hzi.de/de/aktuelles/thema/impfen-mit-nanopartikeln/.

 

Literatur:

  1. de Vrieze, J (2021)  Pfizer’s vaccine raises allergy concerns. Science, 371(6524): 10-11.
  2. Kleine-Tebbe, J et al. (2021) Severe allergic reactions to the COVID-19 vaccine – statement and practical consequences. Allergol Select, 5 26-28.
  3. Worm, M et al. (2021) Covid-19 vaccination and risk of anaphylaxis – Recommendations for practical management. MMW Fortschr Med, 163(1): 48-51.
  4. Editorial (2020) Nanomedicine and the COVID-19 vaccines. Nat Nanotechnol, 15(12): 963
  5. Abd Ellah, NH et al. (2020) Nanomedicine as a promising approach for diagnosis, treatment and prophylaxis against COVID-19. Nanomedicine (Lond), 15(21): 2085-2102.
Spotlight Februar 2021: Nanoobjekte im Corona-Impfstoff – wissenschaftlich korrekt?

Weitere Spotlights


Spotlight August 2022: Dreistufen-Modell zur Entstehung von Mikro- und Nanoplastikpartikeln

Spotlight August 2022: Dreistufen-Modell zur Entstehung von Mikro- und Nanoplastikpartikeln

Plastikverschmutzung ist ein globales Problem, welches die Menschheit noch in mehr als 100 Jahren beschäftigen wird. Es gibt die sichtbare Verschmutzungen, z.B. Plastikfetzen in der Umwelt, die für viele Tiere zum Tode führen (weil sie das Plastik irrtümlich für Nahrung halten und es fressen oder weil sie sich in dem Plastikmüll verfangen). Ein jedoch für […]

Weiterlesen

Spotlight Februar 2022: Probabilistische Risikoanalyse – der Schlüssel für die Zukunft der Toxikologie

Spotlight Februar 2022: Probabilistische Risikoanalyse – der Schlüssel für die Zukunft der Toxikologie

Die Grundlagen der Toxikologie werden immer wieder überdacht, das Vorgehen bei einer Risikobeurteilung daher ständig auf den Prüfstand gestellt, denn, so wird William Osler in dieser Publikation zitiert, “Medizin (Toxikologie) ist die Wissenschaft der Unsicherheit und die Kunst der Wahrscheinlichkeit“. In dieser aktuellen Arbeit hat das Team um Thomas Hartung (Johns-Hopkins University/Universität Konstanz) dargestellt, dass […]

Weiterlesen

Spotlight November 2023: Frühwarn- und Maßnahmensystem für innovative Werkstoffe (eng. Early4AdMa)

Spotlight November 2023: Frühwarn- und Maßnahmensystem für innovative Werkstoffe (eng. Early4AdMa)

Innovative Werkstoffe eröffnen ein immenses Potenzial zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie der Umweltzerstörung, der Umgestaltung des Energiesektors und der Entwicklung in Richtung Kreislaufwirtschaft. Um ihre Vorteile zu nutzen und gleichzeitig Sicherheit und Nachhaltigkeit zu gewährleisten, haben Regulierungsbehörden, wissenschaftliche Gemeinschaften und die Industrie die Notwendigkeit proaktiver Ansätze erkannt. Das „Early4AdMa“-System ist ein Instrument zur Risikobeherrschung für […]

Weiterlesen

Spotlight Juli 2022: Neue Definition zu Nanomaterialien veröffentlicht

Spotlight Juli 2022: Neue Definition zu Nanomaterialien veröffentlicht

Die Europäische Union hat zum Juni 2022 eine neue Definition für Nanomaterialien veröffentlicht. Diese soll künftig als Grundlage für Rechtsvorschriften verwendet werden. Zu finden sind die neuen Dokumente auf den Webseiten der EC. In der neuen „Nanodefinition“ bleiben die wesentlichen Komponenten wie die Herkunft oder der Größenbereich der Teilchen (1-100 nm) weitgehend unverändert, es werden […]

Weiterlesen

Skip to content