
Die Europäische Kommission hat ein Verbot für den Farbstoff Titandioxid in Lebensmitteln erlassen. Titandioxid, das für einen schönen Glanz und strahlend weiße Farbe sorgt, kann möglicherweise das Erbgut schädigen.
Für das Spotlight im Mai 2022 haben wir einen Review-Artikel aus 2022 ausgewählt, der sich mit der Risikobewertung von Titandioxid (E171) in Lebensmittelqualität und den daraus resultierenden potentiellen Vorurteilen gegenüber nanoskaligem Titandioxid befasst.
Dabei geht es den Autoren nicht darum, ein Verbot der Verwendung von E171 in Lebensmitteln abzuwenden. Wichtig ist vielmehr, dass in Zukunft die gleiche Voreingenommenheit gegenüber einer fiktiven „Nano“-Gefahr vermieden wird.
Der Fall E171 veranschaulicht, wie die Risikobewertung hergestellter partikelförmiger Lebensmittelzusatzstoffe potenziell in Richtung einer angeblichen Gefährdung durch Partikel im Nanobereich verzerrt wird.
Die Autoren fassen zusammen, dass z.B. subakute Studien zeigen, dass eine orale Exposition gegenüber E171 bei Nagetieren keine Toxizität hervorruft oder dass Studien zur chronischen Toxizität zeigen, dass die orale Exposition gegenüber E171 bei Nagetieren keine Karzinogenität oder andere langfristige schädliche Wirkungen hervorruft, selbst wenn sie in hohen Dosen getestet werden.
Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, die Literatur über die Toxizität von Titandioxid-Partikeln neu zu bewerten und sich dabei auf Studien zu konzentrieren, die für die Bewertung von E171 direkt relevant sind.
Original-Publikation:
Naegeli, H. and C. Gsell (2022). „Nano-ghosts“: Risk assessment of submicron-sized particles in food biased towards fictional „nano“. EXCLI J 21: 279-299.

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