Spotlight Oktober 2021: Nanopestizide – Vorschlag für ein Rahmenprogramm zur Risikoabschätzung

Home > Spotlight Oktober 2021: Nanopestizide – Vorschlag für ein Rahmenprogramm zur Risikoabschätzung

Die Anwendung von sogenannten „Nanopestiziden“ (siehe auch Querschnittstext Nanomaterialien in Pflanzenschutzmitteln) soll grundsätzlich zwei Vorteile haben: eine geringere Menge an Pestizid wird für die gleiche Agrarfläche benötigt und/oder die Wirksamkeit soll verbessert werden. Dies ist notwendig, um genügend Nahrungsmittel für eine immer noch wachsende Weltbevölkerung anzubauen. Allerdings könnten damit auch erhöhte Risiken für Mensch und Umwelt verbunden sein, wenn diese Stoffe z.B. erheblich besser von Feldfrüchten aufgenommen werden könnten und sich damit ihre Konzentration in der Nahrung erhöht und/oder dass diese besser vom Menschen oder von Nutztieren aufgenommen werden könnten und damit zu einer erhöhten Belastung beitragen könnten.

Dazu hat sich eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern Gedanken gemacht und ein Stufenprogramm entwickelt, um die Risiken für die menschliche Gesundheit abschätzen zu können. Unter der Berücksichtigung vorhandener Leitfäden und Verordnungen (z.B. OECD Richtlinien) wurde eine Strategie entwickelt, wie ein nachhaltiger Einsatz neuer Nanopestizide unter der Berücksichtigung von sicherheitsrelevanten Fragestellungen ermöglicht werden könnte. Dabei wurden zwei generelle Prinzipien unterschieden: zum einen die Möglichkeit, mit Paketen in Nanometergröße die aktiven Substanzen zu verpacken (sogenannte „Nanocarrier“) und zum anderen Wirkstoffe in Nanometergröße, wie z.B. Metalle, die aktive Ionen abgeben (z.B. Silber oder Kupfer), wobei die Nanopartikel meist von schützenden Hüllen aus Polymeren ausgebracht werden. Für beide Varianten wurden die kritischen Schritte für eine mögliche Exposition des Menschen identifiziert (Wirkstoffvorbereitung, Anwendung im Feld und nach der Ernte) und Möglichkeiten aufgezeigt, eventuell vorhandene toxische Effekte zu untersuchen.

Das hier aufgezeigte Modell besteht aus 6 Schritten, die zur ganzheitlichen Beschreibung der Nanopestizide und ihrer gesundheitlichen Wirkungen notwendig sind. Zusätzlich zeigt die Gruppe noch wichtige Wissenslücken auf, die in naher Zukunft geschlossen werden sollten.

 

Original Publikation:

Kah, M., Johnston, L.J., Kookana, R.S., Bruce, W., Haase, A., Ritz, V., Dinglasan, J., Doak, S., Garelick, H., and Gubala, V. (2021). Comprehensive framework for human health risk assessment of nanopesticides. Nat Nanotechnol 16, 955-964

Spotlight Oktober 2021: Nanopestizide – Vorschlag für ein Rahmenprogramm zur Risikoabschätzung

Weitere Spotlights


Spotlight Dezember 2021: Kieselsäure-Nanopartikel verbessern die Resistenz gegen Krankheiten von Pflanzen

Spotlight Dezember 2021: Kieselsäure-Nanopartikel verbessern die Resistenz gegen Krankheiten von Pflanzen

Die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegenüber verschiedenen Erregen von Pflanzenkrankheiten wird in der Landwirtschaft häufig mit verschiedenen Chemikalien („Dünger“) erhöht. Eine neue Richtung wird mit der Verwendung von Nanopartikeln eingeschlagen. Diese können auf die Pflanzen aufgesprüht werden. In der vorliegenden Studie wurde an der Modelpflanze Ackerschmalwand (Arabidopsis) untersucht, ob Siliziumdioxid Nanopartikeln (SiO2) die Widerstandsfähigkeit gegenüber Bakterien […]

Weiterlesen

Spotlight April 2023: Seltene Erden recyceln – Bakterien helfen bei der Kreislaufwirtschaft

Spotlight April 2023: Seltene Erden recyceln – Bakterien helfen bei der Kreislaufwirtschaft

Seltene Erden sind wichtige Bestandteile von Windkraftanlagen, Katalysatoren, Glasfaserkabeln und Plasma-Bildschirmen. Da die 17 Metalle, die unter diesem Begriff zusammengefasst werden, für die modernen Technologien unentbehrlich sind, steigen Nachfrage und Kosten stetig. Das Vorkommen ergiebiger Abbaustätten ist begrenzt und die Produktion oft aufwändig und umweltschädlich. Die Vorteile, diese Ressourcen so effizient wie möglich zu recyceln, […]

Weiterlesen

Spotlight Mai 2022: „Nano-Geister“ – Risikobewertung von Feinstpartikeln in Lebensmitteln mit Vorurteilen gegenüber fiktivem „nano“

Spotlight Mai 2022: „Nano-Geister“ – Risikobewertung von Feinstpartikeln in Lebensmitteln mit Vorurteilen gegenüber fiktivem „nano“

Die Europäische Kommission hat ein Verbot für den Farbstoff Titandioxid in Lebensmitteln erlassen. Titandioxid, das für einen schönen Glanz und strahlend weiße Farbe sorgt, kann möglicherweise das Erbgut schädigen. Für das Spotlight im Mai 2022 haben wir einen Review-Artikel aus 2022 ausgewählt, der sich mit der Risikobewertung von Titandioxid (E171) in Lebensmittelqualität und den daraus […]

Weiterlesen

Spotlight August 2021: Auf dem Weg zu FAIR-Daten für die Nanosicherheit

Spotlight August 2021: Auf dem Weg zu FAIR-Daten für die Nanosicherheit

Im August möchten wir ein Paper zum Thema FAIR data vorstellen. Das im Juni 2021 in Nature Nanotechnology veröffentlichte Paper fasst die Herausforderungen zusammen und gibt Empfehlungen für die effiziente Wiederverwendung von Nanosicherheitsdaten im Einklang mit den kürzlich aufgestellten FAIR-Leitprinzipien (findable, accessible, interoperable and reusable). Der Artikel fasst das Know-how über die Erfassung, Auffüllung und […]

Weiterlesen

Skip to content