Spotlight April 2022: Eine neue Risikobewertung von Nanomaterialien beim 3D Druck ist notwendig

Home > Spotlight April 2022: Eine neue Risikobewertung von Nanomaterialien beim 3D Druck ist notwendig

Die Verwendung von Nanomaterialien im 3D Druck hat großes Potential. Aufgrund der Eigenschaften von nanoskaligen Materialien können viele Anforderung im 3D Druck umgesetzt werden. Diese einzigartigen, auf der Größe der Teilchen basierenden Eigenschaften führen jedoch auch dazu, dass neue Risikobewertungen vorgenommen werden müssen. Denn werden die Nanopartikel im Druckprozess oder anschließen aus dem fertigen Produkt freigesetzt, könnten sie eine Gefahr für Menschen und die Umwelt darstellen. Zukünftige Risikoeinschätzungen von Nanomaterialien müssen sich daher nicht nur mit den „nicht-nano“ Eigenschaften der verwendeten Substanzen beschäftigen, sondern auch deren größenbasierenden Eigenschaften bewerten.
Der Übersichtsartikel von Taylor et al. stellt den aktuellen Stand der Technik hinsichtlich der Verwendung bzw. Entstehung von Nanomaterialien im 3D Druck dar. Er geht aber auch auf die aktuellen Sicherheitsvorkehrungen und Bestimmungen ein, die im Umgang mit Nanopartikeln beim 3D Druck in verschiedenen Ländern beachtet werden müssen.
3D Druck wird in vielen Wirtschaftszweigen, unter anderem im Auto- und Flugzeugbau verwendet. Am häufigsten kommen Aluminiumoxid oder Zirkoniumdioxid als Nanomaterialien zum Einsatz. Die größte Gefährdung für den Menschen geht von freigesetzten und anschließend eingeatmeten oder über die Haut aufgenommenen Nanopartikeln aus (siehe auch „Wie werden innovative Materialien bzw. Nanomaterialien aufgenommen?„). Diese sind in Polymeren (z.B. Polyurethane), Metallen (z.B. Aluminiumoxid) oder biologischen Materialien (z.B. Zellulose) eingebettet. Daher werden die Nanomaterialien hauptsächlich eingebettet in diese Trägermaterialien freigesetzt, aber auch eine Entstehung während des Druckprozesses zur Verdampfungsvorgänge ist möglich. Bisher ist es schwierig die Freisetzung von einzelnen Nanopartikeln über den Lebenszyklus nachzuverfolgen.
Zukünftige nanospezifische Verordnungen müssen daher Analysen des Lebenszyklus, das Freisetzungspotential, sowie eine Abschätzung des Gefährdungspotentials für Mensch und Umwelt enthalten. Aufgrund fehlender Daten zu Anzahl und Form der freigesetzten Nanomaterialen (frei oder gebunden) beim 3D Druck bestehen jedoch weiterhin viele Ungewissheiten über das genaue Risiko. Da jedoch das Wissen darüber zunehmen wird, werden in Zukunft auch die Regulationen (z.B. zum Arbeitsschutz) spezifischer sein müssen.
Abschließend weisen die Autoren daraufhin, dass eine frühzeitige Absprache von 3D Drucker Herstellern mit Behörden dazu führen kann, dass zukünftige Verordnungen sowohl dem Sicherheitsgedanken gerecht werden, als auch die praktische Umsetzung ermöglichen.

 

Original Publikation:

Alicia A. Taylor, Elaine L. Freeman, Merel J.C. van der Ploeg, Regulatory developments and their impacts to the nano-industry: A case study for nano-additives in 3D printing. Ecotoxicology and Environmental Safety 2021, 207, 111458.

Spotlight April 2022: Eine neue Risikobewertung von Nanomaterialien beim 3D Druck ist notwendig

Weitere Spotlights


Spotlight November 2021: Sichere Materialien von Anfang an – Safe-by-Design in der Materialforschung betrachtet

Spotlight November 2021: Sichere Materialien von Anfang an – Safe-by-Design in der Materialforschung betrachtet

Neue nanoskalige Materialien überraschen uns immer wieder mit außergewöhnlichen chemischen, elektrischen, optischen und zahlreichen anderen Eigenschaften. Einige nanoskalige Materialien haben jedoch ein anderes toxikologisches Profil als das gleiche Material in ihrer grobkörnigen Erscheinungsform. Da Sicherheitsfragen heute in der Regel erst kurz vor der Markteinführung eines Produkts geklärt werden, kann es vorkommen, dass Forschungsgelder vergeudet werden, […]

Weiterlesen

Spotlight Juni 2023: Neues katalytisches Verfahren zur Rückgewinnung wichtiger Materialien aus Verbundwerkstoffen in einem einzigen Prozess

Spotlight Juni 2023: Neues katalytisches Verfahren zur Rückgewinnung wichtiger Materialien aus Verbundwerkstoffen in einem einzigen Prozess

Bisher praktisch unmöglich und ein enormes Problem: faserverstärkte Kunstharzverbundwerkstoffe (Epoxide) waren nicht recyclebar und z.B. die Rotorblätter von Windkraftanlagen summieren sich bis zum Jahr 2050 zu einem Abfallhaufen von 43 Millionen Tonnen. Forscher haben nun einen ersten wichtigen Schritt getan, um diese Verbundwerkstoffe wieder „aufzuschließen“ und katalytisch so aufzulösen, dass die Carbonfasern und die Harzinhaltsstoffe […]

Weiterlesen

Spotlight Januar 2023: Sonderausgabe zu Methoden und Protokollen in der Nanotoxikologie erschienen

Spotlight Januar 2023: Sonderausgabe zu Methoden und Protokollen in der Nanotoxikologie erschienen

Im ersten Spotlight des neuen Jahres stellen wir eine Sonderausgabe zu Methoden und Protokollen in der Nanotoxikologie vor, die im Journal Frontiers in Toxicology erschienen ist. Es gibt immer noch zu wenig harmonisierte Protokolle, die von der wissenschaftlichen Gemeinschaft akzeptiert werden. Um diese Situation zu verbessern, werden Projektaktivitäten gestartet und Sonderausgaben von Zeitschriften wie diese […]

Weiterlesen

Spotlight September 2023: Mit Proteinen nach Rohstoffen angeln

Spotlight September 2023: Mit Proteinen nach Rohstoffen angeln

Die sogenannten Seltenen Erden wie Neodym, Dysprosium oder Cer sind Elemente, die nicht nur für die Energiewende von großer Bedeutung sind, sie dienen auch als Anteile von Magneten in Generatoren für die Stromerzeugung, wirken als Leuchtstoffe in energiesparenden Lampen oder als Teil des Autoabgaskatalysators. Die weltweite Produktion der Seltenen Erden wird derzeit stark von China […]

Weiterlesen

Skip to content